Liebe Lesefreunde und Lesefreundinnen
Heute möchte ich
euch gern drei Sachbücher und einen Roman vorstellen, die ich in der letzten Zeit
gelesen habe.
Die ersten beiden
Sachbücher sind von Tali Sharot und
heissen Die Meinung der Anderen und Das optimistische Gehirn. Tali Sharot
ist eine Neuropsychologin aus Israel, die sich seit zwei Jahrzehnten mit dem
Einfluss des Gehirns auf unser Denken, Handeln und Fühlen beschäftigt. Heute
forscht und lehrt sie am University College London.
Im ersten Buch
geht sie der Frage nach, wie und warum Versuche, das Verhalten anderer Menschen
zu beeinflussen, gelingen oder eben nicht. Wie hat Trump es geschafft, massiv Einfluss
auf seine Wählerschaft zu nehmen, während es einem Arzt nicht gelingt, einen Patienten
zu mehr Bewegung und weiniger Rauchen zu bewegen? Anhand ihrer psychologischen,
neurowissenschaftlichen und verhaltensökonomischen Forschungen zeigt Sharot
auf, dass die Beeinflussung anderer Menschen ohne Kenntnisse der Funktionsweise
der verschiedenen Teile des menschlichen Gehirns nicht oder nur bruchstückhaft
funktioniert. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Mit Zahlen und
Fakten erreicht man praktisch nichts?
Im zweiten Buch
zeigt Sharot auf, dass unser Gehirn eine automatische Tendenz hat, uns ein
tendenziell optimistisches Denken einzugeben. Es scannt nicht die Realität eins
zu eins, sondern formt sie um, so dass sie uns freundlicher erscheint als sie
aller Wahrscheinlichkeit nach ist. Anhand einer grossen Anzahl von
Untersuchungen belegt sie diese These und leitet sie, wie in dem obigen Buch,
aus der Funktionsweise unseres Gehirns ab, das dem Überleben des Individuums
und unserer Art dient. Woher nehmen Menschen den Optimismus, dass die neue
Beziehung nach der zweiten Scheidung garantiert besser sein wird, als die
vorherigen? Was lässt sie die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung, von
Arbeitslosigkeit, Partnerverlust wesentlich tiefer einschätzen, als sie
tatsächlich ist? Warum schätzen die Menschen die allgemeine politische und wirtschaftliche
Lage meist pessimistisch, ihre eigene aber optimistisch ein? Sharot zeigt auf,
dass dieser Mechanismus nicht Ausdruck intellektueller Beschränktheit, sondern
Teil eines notwendigen Überlebensmechanismus ist, da wir sonst nicht überleben
könnten.
Die beiden Bücher
sind voll wichtiger Informationen und Tali Sharot schreibt flüssig und verständlich.
Es sind zwei Sachbücher, die einerseits lehrreich und andererseits sehr
unterhaltsam sind. Ich habe sie mit grossem Interesse verschlungen.
Ich wünsche euch allen erfreuliche, lhrreiche und spannende Leseerfahrungen