Gerne berichte ich wieder einmal von Büchern, die mich in der letzten Zeit beeindruckt haben.

Da ist zum einen der Roman Ein grundzufriedener Mann von Richard Russo. Russo beschreibt in dem Buch das Leben der einfachen Leute von North Bath, einem kleinen ländlichen Ort nördlich von New York. Im Zentrum steht die Geschichte von Donald Sullivan, der ein zufriedenes Leben führt, obwohl er geschieden ist, ein kaputtes Knie und eine Affäre mit einer verheirateten Frau hat. Sullivan stellt das Gegenbild eines Menschens dar, der nach Erfolg, Geld oder Macht strebt. Russo beschreibt das Leben seiner Protagonisten in North Bath mit sehr viel Liebe und Ironie. Die Lektüre gibt einen tiefen Einblick in das Leben der einfachen Menschen in Amerika, der Menschen, die abseits des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mainstreams ihr Leben meistern.

Sehr empfehlen kann ich auch das letzte Buch von Juli Zeh mit dem Titel Neujahr.
Julie Zeh, die ich bereits schon einmal mit ihrem Buch Leere Herzen vorgestellt habe, beschreibt die Geschichte von Henning, verheiratet, zwei Kinder, periodisch von Angstattacken geplagt, der anlässlich eines Ferienaufenthaltes auf Lanzarote mit einer traumatischen Erfahrung aus seiner Kindheit konfrontiert wird. Ich war extrem beeindruckt davon, wie Juli Zeh die Befindlichkeiten von Henning, seine Angst- und Panikattacken, das Verhältnis zu seiner Frau und Kindern, und die traumatische Erfahrung aus seiner Kindheit auf Lanzarote beschreibt. Einfach meisterhaft und sehr zur Lektüre empfohlen, obwohl es phasenweise fast nicht zum Aushalten ist.

Schliesslich möchte ich euch noch einen Roman vorstellen, der angesichts der länger werdenden Abende eine wunderbare Leseerfahrung bietet. Er heisst Manhattan Beach und geschrieben wurde er von Jennifer Egan. Der Roman spielt im New York der Dreissiger- und Vierzigerjahre und beschreibt das Leben von Anna, die unbedingt Marinetaucherin werden möchte, was ihr trotz aller Widerstände auch gelingt. Eines Tages verschwindet ihr Vater, der durch die Weltwirtschaftskrise verarmt ist und sich und seine Familie mit Botendiensten im korrupten Gewerkschaftsmilieu über Wasser hält. Der Roman verführt uns in die Glamourwelt der Upperclass, in die Schattenwelt der Clubs und Syndicate und in die Marinewerften von New York. Ein richtiger Schmöker, der manchmal an der Grenze des Unwahrscheinlichen kratzt und nicht immer frei von Kitsch ist, den ich aber trotzdem mit Spannung gelesen habe. Wenn ich das Ende eines Buches bedaure, dann nehme ich das als Qualitätsmerkmal, und bei diesem Buch ist es mir so ergangen.