Liebe
Lesefreundinnen, liebe Lesefreunde
Heute möchte ich
euch von ein paar Büchern erzählen, die ich seit meinem letzten Blog gelesen
habe. Gerade das letzte hat mich sehr beeindruckt.

Es ist die Autobiographie
von Irvin Yalom. Einige von euch
haben vielleicht den Film 'Yaloms Cure' gesehen. Yalom gehört wohl zu den
berühmtesten Psychotherapeuten weltweit, und in dem Werk 'Wie man wird, was man ist' beschreibt er seinen Weg aus einem Washingtoner
Schwarzenghetto hin zu einem weltweit anerkannten Therapeuten, Lehrer und
Schriftsteller. Neben vielen Begebenheiten aus seinem persönlichen Leben kann
das Buch auch als eine Geschichte der Psychotherapie der letzten fünfzig Jahre
gelesen werden. Yalom ist eine faszinierende Persönlichkeit, deren Handeln von
einer grossen Menschlichkeit und Empathie geprägt ist. Das Buch könnte auch für
solche von euch, die nicht so psychotherapienah sind, von Interesse sein.

Manche von euch
kennen vielleicht das Buch 'Brooklyn' von Colm
Toibin. Ich habe es vor Jahren mit Spannung gelesen. 2016 ist ein Roman von
ihm erschienen unter dem Titel 'Nora
Webster'. Die Geschichte spielt in Irland der Sechzigerjahre und beschreibt
das Leben einer Frau, deren Mann gestorben ist und die alleinstehend ihre vier
Kinder durchbringen muss. Sehr langsam und unspektakulär erzählt Toibin, wie sich
seine Protagonistin, eine starke, katholische und kluge Frau in dem engen
Rahmen ihrer Familie, des Dorfes, ihrer Arbeitsstelle und der katholischen
Kirche einen eigenständigen Platz erkämpft. Für die Irlandfreunde unter euch
eine spannende Erzählung.

Natürlich darf
auch die Schweizer Literatur nicht zu kurz kommen. Man stelle sich vor, man
steht am Bahnhof an den öffentlichen Telefonen, möchte gerade daheim anrufen
und da klingelt das benachbarte Telefon. Man nimmt ab, am anderen Ende der
Leitung ist eine wohl schon ältere Frau, die einen mit seinem Namen anspricht
und darum bittet, möglichst schnell vorbeizukommen, um ein Päckchen in Empfang
zu nehmen. So beginnt das neue Buch von Franz
Hohler mit dem Titel 'Das Päckchen'.
Daraus entfaltet sich eine Geschichte, die uns Leser bis ins Mittelalter und in
die Wirren in der Endphase des 2. Weltkrieges in Italien führt. Es ist amüsant zu
lesen und sehr unterhaltsam.

Als letztes möchte
ich euch ein Selbsthilfebuch vorstellen, das den charmanten Titel 'Am Arsch vorbei geht auch ein Weg'
trägt. Geschrieben hat es Alexandra
Reinwarth. Mit erfrischendem Witz und ohne viel Tiefgang beschäftigt sie
sich mit der Frage, warum wir Verhaltensweisen aufrechterhalten oder uns mühsamen
Situationen aussetzen, obwohl wir wissen, dass sie uns nicht gut tun. Damit
geht sie dem durchaus ernstzunehmenden Thema nach, wieviel wir bereit sind
zurückzustecken aus Angst vor Konflikten oder Liebes- und Anerkennungsverlust.
Manches in dem Buch ist vielleicht etwas sehr salopp formuliert und ein
ausgewiesener Fachmann für Veränderungsprozesse im psychologischen Bereich wird
manches Mal die Stirne runzeln, ich habe die Lektüre insgesamt aber anregend
und amüsant gefunden