Dienstag, 30. August 2016

Ein spannender Krimi, der auch Nichtkrimileser interessieren könnte



Liebe Lesefreunde
Heute empfehle ich ein Buch für die Krimifreunde unter euch. Es heisst 'Schakale in Shanghai' und ist geschrieben von Qiu Xiaolong. Qiu, auf Chinesisch 裘小, stammt aus Shanghai, lebt aber seit 1994 in den USA, wo er chinesische Sprache und Literatur lehrt. Hauptfigur des Romans ist Oberinspektor Chen, einem anerkannten Polizeibeamten und Literaturfreund, der von seiner einflussreichen Position im Polizeiapparat auf einen einflusslosen Kommissionsposten wegbefördert wird, vermutlich weil er zu seriös gegen wichtige Parteigrössen in Shanghai ermittelt hat. Ohne zu wissen, wem er zu nahe getreten ist, ist er einer gnadenlosen Jagd ausgesetzt. Neben dem stets spannenden zentralen Handlungsstrang erfahren wir viel über die chinesische Politik, die Gesellschaft, das tägliche Leben in Shanghai, über chinesische Lyrik und Musik. Der Roman beginnt eher langsam und ich hatte zunächst etwas Mühe, einen Einstieg zu finden. Dann nahm er aber an Tempo und Spannung zu, sodass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen mochte. Als spannende Unterhaltung für ein verregnetes Wochenende kann ich ihn wärmstens empfehlen. Und auch die unter euch, die vielleicht nicht so für Krimis zu haben sind, können durch das Buch viel über das moderne China erfahren!

Montag, 22. August 2016

Ein Aufklärungsbuch für Erwachsene



Liebe Leute
Heute möchte ich euch ein Buch empfehlen, das den Rahmen der bisher Besprochenen sprengt. Der Titel heisst: Make more love, und geschrieben hat es Ann-Marlene Henning. Der Untertitel des Buches lautet: Ein Aufklärungsbuch für Erwachsene, und das ist es wahrlich. Ich bin über die Lektüre von Bill Mockridge (siehe sein Buch weiter unten) auf den Titel gestossen und muss sagen, dass ich es mit grossem Gewinn und viel Vergnügen gelesen habe. Es behandelt einen Themenbereich, der viele von uns, die jenseits der fünfzig sind, beschäftigt, über den aber in der Regel wenig oder gar nicht gesprochen wird. Das Buch vermittelt zum einen eine Fülle wertvoller Informationen über die körperlichen und seelischen Entwicklungen des Liebeslebens in der zweiten Lebenshälfte und gibt zum anderen aber auch ganz praktische, handfeste Ratschläge. Man spürt deutlich, dass die Autorin aus der Praxis kommt, ist sie doch praktizierende Sexualtherapeutin. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was sie schreibt, profitieren kann man aber sicher!

Sonntag, 14. August 2016

Meine Ferienlektüre in Oslo und Meckpomm



Liebe Lesefreunde
Nach über drei tollen Wochen bin ich wieder zurück aus den Ferien. Unsere Reise führte uns zunächst nach Oslo (mit der Fähre von Kiel, wunderbar!), danach zurück nach Kiel und weiter nach Mecklenburg-Vorpommern, wo wir zwei wunderschöne Wochen auf einem alten Herrensitz in der Nähe der Ostsee verbracht haben.
Natürlich habe ich während der Zeit auch gelesen. In Oslo (übrigens eine sehr sehenswerte Stadt voll spannender Architektur und netten Menschen) habe ich von Jo Nesbö den Krimi 'Das Rotkehlchen' gelesen. Es war meine erste Begegnung mit Nesbö, und sie hat sich gelohnt. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart. Vor dem Hintergrund der Thematik der Kooperation vieler Norweger mit den Nazis wird eine spannende, manchmal fast nicht mehr durchschaubare Geschichte erzählt, in der es um Mord (natürlich) und um ein Verwirrspiel mit unklaren Identitäten geht. Neben der sehr lesenswerten psychologischen Komponente erfährt der Leser viel über die wohl wenig aufgearbeitete Geschichte Norwegens im 2. Weltkrieg. Insofern ist der Roman auch historisch sehr interessant.

Schon als Vorbereitung auf unsere Reise nach Mecklenburg-Vorpommern hatte ich meine Lesegruppe dazu animiert, den Roman 'Der Stechlin' von Theodor Fontane zu lesen. Glücklicherweise hat sie sich darauf eingelassen, und wir haben uns das Hörbuch vorgenommen, in dem der deutsche Schauspieler Gert Westphal die Geschichte vom alten Stechlin am Stechlinsee in Brandenburg aufleben lässt. Das Buch ist eine reine Freude! Sie ist erzählt in dem unnachahmlich, eleganten Erzählstil, den Fontane so gut beherrschte, und man kann als Leser bzw. Hörer eintauchen in die ländlich-adlige Gesellschaft Preussens am Ende des 19. Jahrhundert, als die alte Welt zunehmend durch die wirtschaftlichen, technischen und politischen Umwälzungen infrage gestellt wurde. Vor lauter Begeisterung sind wir um den Stechlinsee, den es tatsächlich gibt, gewandert. Er liegt, wunderbar von Wald eingebettet, nördlich von Berlin und kann in vier Stunden umwandert werden. Ein Erlebnis der besonderen Art und sehr empfehlenswert!

Vor lauter Begeisterung für den Stechlin habe ich mir dann grad noch den Roman 'Irrungen und Wirrungen', ebenfalls von Fontane, vorgenommen. Es handelt sich um die Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen Botho, einem Spross aus adliger Familie und Lene, einer Frau 'aus dem Volke'. Da Botho und seine Familie materiell schlecht gestellt sind, drängt sich die Heirat mit einer vermögenden Cousine auf, wodurch mit einem Schlag alle finanziellen Sorgen vorbei sind. Fontane schildert die inneren Kämpfe vor dem Hintergrund der zwingenden Normen und Erwartungen der adligen brandenburgischen Familien. Letztlich geht es Fontane, der wohl eher als konservativ eingestuft werden muss, um das Thema der Ordnung, die in gesellschaftlichen und persönlichen Verhältnissen herrschen soll. Obwohl 'Irrungen und Wirrungen' nach meinem Eindruck nicht an den Stechlin heranreicht, gibt er doch einen tiefen Einblick in das Denken und Fühlen der Betroffenen. Und, wie schon erwähnt, Fontanes Sprache ist ein Genuss!