Sonntag, 14. August 2016

Meine Ferienlektüre in Oslo und Meckpomm



Liebe Lesefreunde
Nach über drei tollen Wochen bin ich wieder zurück aus den Ferien. Unsere Reise führte uns zunächst nach Oslo (mit der Fähre von Kiel, wunderbar!), danach zurück nach Kiel und weiter nach Mecklenburg-Vorpommern, wo wir zwei wunderschöne Wochen auf einem alten Herrensitz in der Nähe der Ostsee verbracht haben.
Natürlich habe ich während der Zeit auch gelesen. In Oslo (übrigens eine sehr sehenswerte Stadt voll spannender Architektur und netten Menschen) habe ich von Jo Nesbö den Krimi 'Das Rotkehlchen' gelesen. Es war meine erste Begegnung mit Nesbö, und sie hat sich gelohnt. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart. Vor dem Hintergrund der Thematik der Kooperation vieler Norweger mit den Nazis wird eine spannende, manchmal fast nicht mehr durchschaubare Geschichte erzählt, in der es um Mord (natürlich) und um ein Verwirrspiel mit unklaren Identitäten geht. Neben der sehr lesenswerten psychologischen Komponente erfährt der Leser viel über die wohl wenig aufgearbeitete Geschichte Norwegens im 2. Weltkrieg. Insofern ist der Roman auch historisch sehr interessant.

Schon als Vorbereitung auf unsere Reise nach Mecklenburg-Vorpommern hatte ich meine Lesegruppe dazu animiert, den Roman 'Der Stechlin' von Theodor Fontane zu lesen. Glücklicherweise hat sie sich darauf eingelassen, und wir haben uns das Hörbuch vorgenommen, in dem der deutsche Schauspieler Gert Westphal die Geschichte vom alten Stechlin am Stechlinsee in Brandenburg aufleben lässt. Das Buch ist eine reine Freude! Sie ist erzählt in dem unnachahmlich, eleganten Erzählstil, den Fontane so gut beherrschte, und man kann als Leser bzw. Hörer eintauchen in die ländlich-adlige Gesellschaft Preussens am Ende des 19. Jahrhundert, als die alte Welt zunehmend durch die wirtschaftlichen, technischen und politischen Umwälzungen infrage gestellt wurde. Vor lauter Begeisterung sind wir um den Stechlinsee, den es tatsächlich gibt, gewandert. Er liegt, wunderbar von Wald eingebettet, nördlich von Berlin und kann in vier Stunden umwandert werden. Ein Erlebnis der besonderen Art und sehr empfehlenswert!

Vor lauter Begeisterung für den Stechlin habe ich mir dann grad noch den Roman 'Irrungen und Wirrungen', ebenfalls von Fontane, vorgenommen. Es handelt sich um die Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen Botho, einem Spross aus adliger Familie und Lene, einer Frau 'aus dem Volke'. Da Botho und seine Familie materiell schlecht gestellt sind, drängt sich die Heirat mit einer vermögenden Cousine auf, wodurch mit einem Schlag alle finanziellen Sorgen vorbei sind. Fontane schildert die inneren Kämpfe vor dem Hintergrund der zwingenden Normen und Erwartungen der adligen brandenburgischen Familien. Letztlich geht es Fontane, der wohl eher als konservativ eingestuft werden muss, um das Thema der Ordnung, die in gesellschaftlichen und persönlichen Verhältnissen herrschen soll. Obwohl 'Irrungen und Wirrungen' nach meinem Eindruck nicht an den Stechlin heranreicht, gibt er doch einen tiefen Einblick in das Denken und Fühlen der Betroffenen. Und, wie schon erwähnt, Fontanes Sprache ist ein Genuss!

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