Samstag, 18. Februar 2017

Ein fulminanter Zeitgeist-Roman




 










Liebe Lesefreundinnen, liebe Lesefreunde
Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, bei dem ich lange gezögert habe, ob ich es euch präsentieren soll. Es heisst Apollokalypse, und geschrieben hat es Gerhard Falkner. Es handelt sich um einen Roman, der in den Siebziger- bis Neunzigerjahren hauptsächlich in Berlin und in weiteren Orten in Westdeutschland und den USA spielt. Beschrieben wird das Leben einer Gruppe junger kreativ Tätiger, die, aus dem damaligen Westdeutschland kommend, in ein Berlin eintauchen, das vom Geist ungebremster, ausschweifender Lebenslust und -gier, der Suche nach neuen Lebens- und künstlerischen Ausdrucksformen und dem Agieren der RAF geprägt war.
Warum habe ich gezögert? Das Buch ist einerseits ein fulminanter Zeitgeist-Roman, der das Berlin und die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit intensiv wieder aufleben lässt. Da ich zu der Zeit selber in Berlin lebte, konnte ich eintauchen in eine Vergangenheit, die mich selber sehr beeinflusst hat. Falkner schreibt mit einer sprachlichen Kraft, die überwältigend ist. Wie er seine Personen, das Berlin der damaligen Umstände, Handlungen, Landschaften beschreibt ist bisweilen schlicht atemberaubend. Und zwar so sehr, dass es mich bisweilen ermüdet hat. Beim Lesen schwankte ich immer wieder zwischen Begeisterung einerseits und dem Bedürfnis nach mehr sprachlicher Schlichtheit andererseits, oder wie es ein Mitglied meiner Lesegruppe ausdrückte: Manchmal wäre es schön, wenn ein Tisch einfach nur ein Tisch sein könnte. Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die ermüdende, repetitive Beschreibung von Kopulationsszenen. Das Ausleben einer befreiten, vielfältigen und facettenreichen Sexualität war ein zentrales Merkmal der damaligen Zeit. Trotzdem hat es mich mit der Zeit nicht mehr interessiert, wer mit wem und wie.
Fazit: Wer etwas über die damalige Zeit in Berlin erfahren möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Man stelle sich aber auf eine 'unvergleichliche Sprachmächtigkeit' (Zitat Klappentext) und die vielfältigen sexuellen Vereinigungen ein.

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