Liebe
Lesefreundinnen, liebe Lesefreunde
Heute möchte ich
euch ein Buch vorstellen, bei dem ich lange gezögert habe, ob ich es euch
präsentieren soll. Es heisst Apollokalypse,
und geschrieben hat es Gerhard Falkner. Es
handelt sich um einen Roman, der in den Siebziger- bis Neunzigerjahren
hauptsächlich in Berlin und in weiteren Orten in Westdeutschland und den USA
spielt. Beschrieben wird das Leben einer Gruppe junger kreativ Tätiger, die,
aus dem damaligen Westdeutschland kommend, in ein Berlin eintauchen, das vom
Geist ungebremster, ausschweifender Lebenslust und -gier, der Suche nach neuen Lebens-
und künstlerischen Ausdrucksformen und dem Agieren der RAF geprägt war.
Warum habe ich
gezögert? Das Buch ist einerseits ein fulminanter Zeitgeist-Roman, der das
Berlin und die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit intensiv wieder aufleben
lässt. Da ich zu der Zeit selber in Berlin lebte, konnte ich eintauchen in eine
Vergangenheit, die mich selber sehr beeinflusst hat. Falkner schreibt mit einer
sprachlichen Kraft, die überwältigend ist. Wie er seine Personen, das Berlin
der damaligen Umstände, Handlungen, Landschaften beschreibt ist bisweilen
schlicht atemberaubend. Und zwar so sehr, dass es mich bisweilen ermüdet hat.
Beim Lesen schwankte ich immer wieder zwischen Begeisterung einerseits und dem Bedürfnis
nach mehr sprachlicher Schlichtheit andererseits, oder wie es ein Mitglied meiner Lesegruppe
ausdrückte: Manchmal wäre es schön, wenn ein Tisch einfach nur ein Tisch sein
könnte. Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die ermüdende, repetitive Beschreibung
von Kopulationsszenen. Das Ausleben einer befreiten, vielfältigen und facettenreichen
Sexualität war ein zentrales Merkmal der damaligen Zeit. Trotzdem hat es mich
mit der Zeit nicht mehr interessiert, wer mit wem und wie.
Fazit: Wer etwas
über die damalige Zeit in Berlin erfahren möchte, dem sei das Buch wärmstens
empfohlen. Man stelle sich aber auf eine 'unvergleichliche Sprachmächtigkeit'
(Zitat Klappentext) und die vielfältigen sexuellen Vereinigungen ein.
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