Montag, 5. September 2016

Ein passender Mieter, oder wenn das schöne Bild zerstört wird



Liebe Lesefreunde
Was passiert, wenn der Sohn einer gutbürgerlichen Mittelstandsfamilie auszieht und die zurückgebliebenen Eltern das nun leer stehende Zimmer an einen jungen Mann vermieten, der sich als brutaler Messerstecher und Frauenquäler herausstellt? Um dieses Thema geht es in dem neusten Buch 'Ein passender Mieter' des Schweizer Autors Lukas Hartmann, der manchen von uns eher für Romane mit historischem Hintergrund bekannt ist.
Mit akribischer Genauigkeit und psychologischem Feinsinn beschreibt er, wie diese Erfahrung das labile Gleichgewicht zwischen den Eheleuten untereinander und zu ihrem Sohn zunehmend zerstört und damit alle zu einer Konfrontation mit sich selbst und zu einer Neuformulierung der bisherigen Lebensentwürfe zwingt. Im wahrsten Sinne des Wortes bleibt kein Stein auf dem anderen. Alle Lebens- und Bewältigungsstrategien der Eltern und des Sohnes, die Vorstellungen von Partnerschaft, der Rolle von Mann und Frau, Elternliebe, Freundschaft, von Gut und Böse, sind infrage gestellt und verlieren ihre selbstverständliche Gültigkeit. Neben diesem für alle schmerzlichen Prozess der Verunsicherung findet aber auch ein solcher der Selbstfindung statt, aus dem alle gestärkt hervorgehen.
Ich habe das Buch mit grosser Spannung gelesen!

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