Liebe Lesefreunde
Einen Einblick in
das Leben im chinesischen Untergrund, jenseits der offiziellen Verlautbarungen
und der glitzernden Bilder der chinesischen Metropolen, das bietet uns Liao
Yiwu mit seinem Buch: Die Wiederkehr der Ameisen, das 2016 als Erstausgabe auf
Deutsch erschienen ist. Liao Yiwu, der aus China geflohen ist und heute in
Berlin lebt, beschreibt darin durch den Protagonisten des Romans, Lao Wei, seine zahlreichen Begegnungen, Erlebnisse und
Erfahrungen, die er auf seinen weiten Reisen durch China gemacht hat.
Angefangen zu schreiben hat er im Gefängnis, in das er kam, nachdem er im
Zusammenhang mit dem Tiannanmen-Massaker ein Gedicht in Umlauf gebracht hat,
das von den Staatsorganen als umstürzlerisch beurteilt wurde. Wir erfahren viel
über das harte Leben der einfachen Menschen, über die traditionellen Sitten,
die auch heute noch einen immensen Einfluss ausüben, über die Brutalität des
chinesischen Gefängnis- und Überwachungssystems und über den verzweifelten
Kampf der Untergrundkünstler um ihre Ausdruckfreiheit. Immer wieder wird der
Leser dabei in die chinesische Sagen- und Mythenwelt verführt, und die Grenzen
zur Gegenwart, zur Realität werden bisweilen unklar und verwirrend diffus.
Liao zeigt uns
einen Teil der chinesischen Realität, eingebettet in ein wunderbares
literarisches Werk, das weit über das Dokumentarische hinausgeht. Wer sich für
China interessiert sollte es lesen!