Mittwoch, 16. August 2017

Drei Bücher, die ich mit Spannung gelesen habe




 










Liebe Lesefreundinnen und –freunde
Heute möchte ich euch zwei Romane und ein Sachbuch vorstellen.
Der erste Roman ist der neuste von Donna Leon und trägt den Titel Stille Wasser. Es ist der sechsundzwanzigste Fall von Commissario Brunetti. Eigentlich hatte ich von mir gedacht, dass ich mit den Romanen von Donna Leon durch bin, sind sie doch alle nach dem mehr oder weniger gleichen Schnittmuster konzipiert. Man nehme ein aktuell wichtiges Thema, einen Mord, Inspektor Brunetti, seine stets köstlich kochende Paola, seine wohl geratenen Kinder, einen latent korrupten Vice-Questore Patta, Venedig, und schon sind alle Ingredienzien beisammen. Der neuste Roman aber ist anders. Die Handlung findet hauptsächlich in der Lagune statt, die obligatorische Leiche taucht erst nach hunderundzehn (110!) Seiten auf, die Geschichte ist wundervoll aufgebaut. Als Leser/in tauchen wir in eine fast versunkene Welt ein, deren Existenz neben dem infernalischen Touristenrummel in Venedig kaum noch möglich zu sein scheint. Wunderbar zu lesen und spannend bis zum Schluss. Stille Wasser ist sicher einer der besten Romane von Donna Leon.


  











Der zweite Roman, den ich euch vorstellen möchte, heisst Chaya und wurde von Kathy Zarnegin geschrieben. Kathy Zarnegin wurde in Teheran geboren und kam 1968 als Vierzehnjährige in die Schweiz. Als junges Mädchen beschliesst sie, Schriftstellerin zu werden und träumt davon, nach Westeuropa oder in die USA zu gehen, so wie es damals viele junge Iraner gemacht haben. Schliesslich schicken ihre Eltern sie zu Verwandten in die Schweiz, weil die dort ein besseres Leben haben würde. Mit grossem Elan lernt sie sehr schnell die deutsche Sprache. In dem Buch beschreibt sie in knappen Kapiteln ihre vielfältigen Erfahrungen, die sie in dem Prozess der Integration in der Schweiz gemacht hat. Wir lernen eine junge Frau kennen, die sich furchtlos ihrer neuen Welt annähert, der Sprache, den Beziehungen, ihrer Rolle als Emigrantin, die eine Herkunftswelt in sich trägt, die zunehmend verblasst, aber immer noch Teil von ihr ist. Ich habe das Buch mit grossem Interesse gelesen.



  












Das dritte Buch stammt von Henning Beck und trägt den Titel Irren ist nützlich mit dem Untertitel Warum die Schwächen des Gehirns unsere Stärken sind. Inzwischen werdet ihr wahrscheinlich schon bemerkt haben, dass mich das Thema, wie unser Gehirn funktioniert, sehr interessiert. Henning Beck ist Neurowissenschaftler und versucht, an Hand populärwissenschaftlicher Bücher die Funktionsweise des Gehirns verständlich zu machen. Wie der Titel des Buches schon sagt, führt er aus, dass das Gehirn kein Organ ist, das computergleich Daten sammelt und nach Bedarf wieder ausspuckt. Nach seiner Überzeugung ist es im Gegenteil langsam, ungenau und fehlerhaft, aber gerade darin sieht er die Quelle für neue Ideen und Entscheidungen, für Kreativität, und für die Fähigkeit, Wissen immer wieder neu zu organisieren und weiter zu entwickeln. Gerade die Unvollkommenheit des Gehirns macht es aus, dass es den Maschinen überlegen ist. Henning Beck schreibt sehr verständlich und mit viel Humor. Wer sich immer wieder grämt über die Unvollkommenheit seines Gedächtnisses, wird das Buch mit Gewinn lesen.

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