Liebe
Lesefreundinnen, liebe Lesefreunde
Heute möchte ich
euch ein paar Bücher vorstellen, die ich in der letzten Zeit mit Gewinn und
Genuss gelesen habe. Sie eignen sich sowohl zum Selberlesen, wie auch als Weihnachtsgeschenk.

Da wäre als
erstes der neuste Roman von Juli Zeh mit
dem Titel Leere Herzen. Juli Zeh
wird manchen von euch bekannt sein von ihrem Erfolgsroman 'Unterleuten'. Sie
ist eine messerscharfe Denkerin und spannende Erzählerin. Das Buch 'Leere Herzen'
ist als Zukunftsgeschichte konzipiert, angesiedelt im Zeitraum um 2025. Es
handelt sich also um eine sehr nahe Zukunft, in der sich die Verhältnisse aber
grundlegend verändert haben. Trump ist noch an der Macht und in Deutschland ist
der Bund besorgter Bürger an die Macht gekommen, der sukzessive die politischen
Machtverhältnisse verändert. Britta, die Hauptperson des Romans, hat sich mit
ihrem Geschäft vermeintlich clever den neuen Verhältnissen angepasst….mehr will
ich nicht erzählen. Der Roman ist hochspannend und hochaktuell. Ich kann ihn
nur empfehlen.

Zurück in der
Gegenwart spielt der Roman Die
Hauptstadt von Robert Menasse. Das Buch wird als europäischer Roman
bezeichnet, geht es doch um die EU, beziehungsweise um das Funktionieren der EU
in Brüssel. Anhand einer fiktiven Situation, nämlich dem Auftrag, das Ansehen
der EU-Kommission in Europa zu verbessern, beschreibt Menasse die
Machtmechanismen, die schlussendlich zum Erfolg oder Misserfolg des Projektes
führt. Menasse, der selber Monate in Brüssel gelebt hat und ein überzeugter
EU-Anhänger ist, beschreibt anhand seiner Figuren prototypisch die Idealisten,
die Macher, die Zyniker, die Karrierebewussten, die resignierten Mitläufer. Die
Geschichte ist spannend, manchmal auch bedrückend. Trotz der kritischen Beschreibung
der Verhältnisse ist es ein starkes Plädoyer für den Gedanken der europäischen
Einigung.

Der dritte Roman
geht zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges. Er heisst Tyll und geschrieben hat ihn Daniel
Kehlmann, der mit dem Buch 'Die Vermessung der Welt' einen Welterfolg
geschrieben hatte. Kehlmann verpflanzt die Figur vom Till Eulenspiegel, der,
wenn überhaupt, wohl im 12./13. Jahrhundert gelebt hat, in die Zeit des
30-jährigen Krieges. Er beschreibt zunächst Tylls Kindheit und schwenkt dann
über zu Friedrich, König von Böhmen, der mit dem unter Historikern bekannten
Prager Fenstersturz den Anlass für den Krieg geliefert hat. In gut
vierhundertsiebzig Seiten taucht der Leser/die Leserin ein in die damalige Zeit
ein, die von Kriegsgreueln, Höllenangst, Hexenverfolgung, Hunger, Elend und den
Machtspielen des europäischen Adels geprägt war. Kehlmann verfügt über eine
wunderbar leichte Sprache, die mit wenigen Worten starke Bilder erzeugen kann.
Sehr lesenswert.