Freitag, 17. März 2017

Drei Bücher, von denen ich erzählen möchte




 











Liebe Lesefreundinnen, liebe Lesefreunde
Heute möchte ich euch gerne drei Bücher vorstellen, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Das erste heisst Meine geniale Freundin und ist geschrieben worden von Elena Ferrante. Das Buch liegt seit längerer Zeit in allen Buchläden und ist hochgelobt. Eigentlich habe ich immer einen gewissen Widerwillen dagegen, Bücher zu lesen, um die ein Hype veranstaltet wird. Schliesslich liess ich mich aber doch darauf ein, und um meinen Eindruck grad vorwegzunehmen: Ein lesenswertes Buch, aber woher dieser Hype kam hat sich mir nicht erschlossen.
Die Geschichte handelt von der Beziehung zwischen zwei Mädchen, die in den Fünfzigerjahren in einem Armenviertel von Neapel aufwachsen und deren Leben sehr unterschiedlich verläuft. Während der extrem hochbegabten Lila ein zu ihr passender Bildungsweg verschlossen bleibt, kann die Elena einen anspruchsvollen schulischen Weg gehen. Der Leser erfährt viel über das Leben in dem Wohnviertel der beiden, das von Armut, Not, Enge, Gewalt, patriarchalischem Männlichkeitsgehabe  und den verzweifelten Versuchen, den beengten Lebensverhältnissen zu entkommen, geprägt ist. Vor diesem Hintergrund schildert die Autorin die Beziehung der beiden Hauptpersonen, die verstrickt sind in den Gefühlen der Freundschaft, Loyalität, Bewunderung, Konkurrenz und Eifersucht.
Die Beschreibungen der sozialen Situation im Neapel der Fünfzigerjahre haben mir sehr gut gefallen, während mich das Beziehungsgeschehen zwischen den beiden teilweise gelangweilt hat. Vielleicht blieb mir als Man das Beziehungsgeschehen in einer Mädchenfreundschaft verschlossen. Insgesamt finde ich das Buch aber durchaus lesenswert.

 
Das zweite Buch ist der neue Roman von T.C. Boyle und trägt den Titel Die Terranauten. T.C. Boyle ist ja bekannt dafür, dass er seine Romanfiguren in extreme Situationen stellt und daraus den Roman entwickelt. Bei den Terranauten handelt es sich um eine Gruppe von vier Frauen und vier Männern, die für zwei Jahre in ein riesiges, nach aussen hermetisch abgeriegeltes Terrarium gehen, um dort zu leben, um zu überprüfen, ob Menschen in einer solchen Umgebung, die der Aussenwelt nachgebildet ist, überleben können. Der Roman basiert auf einer realen Vorlage aus den Neunzigerjahren, als ein solches Experiment tatsächlich in der Wüste von Arizona durchgeführt wurde. Über sechshundert Seiten schildert Boyle den Verlauf des Experiments aus der Warte von drei Personen, wobei zwei zu den Insassen gehören, während eine zum Personal gehört, das das Geschehen von aussen überwacht. Mit dem ihm eigenen ironischen Stil beschreibt Boyle das Geschehen. Touristen werden herangekarrt, Fernsehteams aus aller Welt filmen das Geschehen, nach einer anfänglich produktiven Phase herrscht zunehmend Eitelkeit, Konkurrenz, Missgunst und Rivalität zwischen den Terranauten, und das über sechshundert Seiten! Ihr hört wahrscheinlich meinen Vorbehalt. Der Plot ist gut, das Buch ist nach meinem Eindruck aber viel zu dick! Nach einem Start, der mich hineingezogen hat, habe ich mich bald gelangweilt, bis ungefähr in der Hälfte eine Wendung eintritt, die die zweite Hälfte über weite Strecken wieder spannender gemacht hat. T.C. Boyle ist ein grossartiger Schreiber, den ich immer wieder gern lese, aber die Terranauten haben mich insgesamt nicht überzeugt. Wenn man das Ende eines Buches herbeisehnt statt bedauert, dann ist das für mich kein gutes Zeichen.

 











Ganz anders ist es mir mit dem dritten Buch ergangen, das schon länger auf dem Stapel der ungelesenen Bücher liegt. Ganz bewusst hatte ich nach den beiden dicken Wälzern ein kleines Büchlein herausgefischt. Es heisst Der Bahnwärter und ist geschrieben von Andrea Camilleri. Den Krimifans unter euch ist Camilleri sicher bekannt als Autor des Inspektors Montalbano, der immer etwa grummelig seine Fälle löst und sich ungern beim Essen stören lässt.
Beim Bahnwärter handelt es sich nicht um einen Krimi sondern um die Geschichte von Nino dem Bahnwärter, der mit seiner Frau Minica ein friedliches Leben als Bahnwärter an einer abgelegenen Strecke führt, mit seiner Frau glücklich ist und am Sonntag mit ihr am Strand sitzt. Dieses Idyll wird jäh zerstört, als die Gewalt mit dem Faschismus und dem Krieg in das Leben der beiden eindringt. Nino unternimmt alles, um sein Leben und seine Liebe zu Minica zu verteidigen und zu retten.
Ich habe das Büchlein mit viel Freude gelesen. In wunderbar einfacher Sprache und berührenden Bildern schildert Camilleri, wie Nino, der ein herzensguter Mensch ist und niemandem etwas zuleide tun möchte, in schreckliche Situationen gerät und doch immer nur seine Minica schützen möchte.




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